| Interview vor U23-EM

Alina Reh: „Über einen Doppelstart entscheiden wir erst vor Ort“

Als Nummer eins der Meldeliste über 10.000 Meter (31:19,79 min) am Freitag (19:50 Uhr) und 5.000 Meter (15:04,10 min) am Sonntag (18:35 Uhr) startet Alina Reh bei der U23-EM in Gävle (Schweden). Ob es allerdings zu einem Doppelstart kommen wird, ist noch offen. Im Interview spricht die Langstrecklerin vom SSV Ulm 1846 über die nicht optimale Vorbereitung, die weiteren Saisonhöhepunkte und ihre Ziele in den kommenden Jahren.
pm / pam

Alina Reh, Schweden ist läuferisch ein gutes Pflaster für Sie. Freuen Sie sich schon auf den Start bei der U23-EM in Gävle?

Alina Reh:

Ja, Schweden gefällt mir als Land sehr gut. Und natürlich habe ich gute Erinnerungen an Schweden. Ich hoffe auf eine schöne und erfolgreiche EM.

2015 wurden Sie im schwedischen Eskilstuna Doppel-Europameisterin in der U20. Nun sind Sie als klare Nummer eins der Meldelisten wieder die Top-Favoritin auf die Titel über 5.000 und 10.000 Meter

Alina Reh:

… das mag von der „Papierform“ her stimmen. Aber 10.000 Meter und 5.000 Meter binnen drei Tagen zu laufen, ist deutlich härter als 3.000 und 5.000 Meter. Ob ich wirklich einen Doppelstart machen werde, entscheiden wir erst vor Ort.

Nehmen Sie denn die Favoritenrolle gern an?

Alina Reh:

Nicht wirklich. Mir ist es eigentlich lieber, wenn der Fokus auf anderen liegt und ich mich dann „im Schatten“ aufhalten kann. Auf der anderen Seite geht es um Medaillen. Vielleicht pusht da die Rolle der Favoritin.

Beschäftigen Sie sich eigentlich vor einer solchen Meisterschaft mit der gemeldeten Konkurrenz?

Alina Reh:

Wenn dann erst am Tag vorher.

Die 10.000 Meter stehen am Freitag an, die 5.000 Meter am Sonntag. Speziell über 10.000 Meter heißt es: Kräfte sparen. Mit welcher Taktik gehen Sie ins Rennen?

Alina Reh:

Über die genaue Taktik haben mein Trainer Jürgen-Austin Kerl und ich uns noch keine Gedanken gemacht. Denn leider verlief die EM-Vorbereitung alles andere als rund. Wir mussten das Training von Tag zu Tag planen. Fest steht: Ich werde die 10.000 Meter nicht riskant anlaufen. Aber das Ziel ist natürlich eine Medaille.

Mit welchen Problemen hatten Sie denn in der Vorbereitung auf Gävle zu kämpfen?

Alina Reh:

Nach den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften hat mich der Rücken ziemlich geplagt. Vergangene Woche kamen dann Magen-Darm-Probleme hinzu. Das hat ganz schön Kraft gekostet und den Trainingsrhythmus beeinträchtigt.

Sie haben die 10.000-Meter-DM schon angesprochen. Haben Sie vor dem Rennen in Essen gespürt, dass sie die Top-Zeit von 31:19,87 Minuten in den Beinen hatten?

Alina Reh:

Nein (lacht). Mit so einer Zeit habe ich wirklich nicht gerechnet. Die WM-Norm von 31:50,00 Minuten war mein Ziel. In Essen hat einfach alles gepasst. Ich glaube auch nicht, dass ich in jedem 10.000-Meter-Rennen diese Zeit abrufen kann.

Mit den 10.000 Metern scheinen Sie Ihre Lieblingsdistanz auf der Bahn gefunden zu haben. Welche Zeit trauen Sie sich über die 25 Runden in den kommenden Jahren zu?

Alina Reh:

Ja, die 10.000 Meter machen mir richtig viel Spaß. Jedoch habe ich immer noch sehr viel Respekt vor Länge und der Rundenanzahl. Der Kopf spielt dabei auch eine große Rolle. Aber ich traue mir in der Zukunft eine weitere Steigerung zu.

Damit würde auch der deutsche Rekord von Kathrin Ullrich in Reichweite kommen. Der steht seit 28 Jahren bei 31:03,62 Minuten. Haben Sie diese Zeit schon im Hinterkopf?

Alina Reh:

Dieses Jahr auf jeden Fall noch nicht. Ich bin auch nicht auf der Jagd nach Rekorden. Es kommt wie es kommt. Aber in den nächsten zwei bzw. drei Jahren traue ich mir eine Zeit unter 31 Minuten zu.

Nach Gävle ist vor den Deutschen Meisterschaften in Berlin und der WM in Doha: Welche Rolle spielen da für Sie die U23-Europameisterschaften?

Alina Reh:

Für mich ist es der erste Saisonhöhepunkt. Der zweite ist dann Doha. Gävle wird meine letzte Nachwuchsmeisterschaft. Darum habe ich schon 2018 klar gesagt, dass ich dort dabei sein möchte.

Haben Sie die U23-EM wie eine große Meisterschaft vorbereitet oder werden Sie die Läufe aus dem Training heraus bestreiten?

Alina Reh:

Das wollten wir eigentlich schon. Aber wie gesagt: Es lief leider nicht alles so rund. Für mich ist die U23-EM nicht nur ein Wettkampf auf dem Weg nach Doha, sondern schon etwas ganz Besonderes. Schließlich habe ich die Möglichkeit, meine „Nachwuchskarriere“ mit einer Medaille zu beenden.

Die WM in Doha steht erst in knapp zwölf Wochen an. Werden Sie bis dahin im Training voll durchziehen oder die Intensitäten zwischenzeitlich noch einmal drosseln?

Alina Reh:

Die Intensität komplett hochzuhalten, wird nicht möglich sein. Ich werde nach der U23-EM ins Trainingslager nach St. Moritz reisen und dort zunächst einige Tage regenerativ trainieren, ehe die Laufbelastungen wieder intensiver werden. Aus St. Moritz geht es zur DM nach Berlin mit den 5.000 Metern. Anschließend beginnt die finale WM-Vorbereitung. Ob und wenn ja welche Rennen ich zwischen DM und WM bestreiten werde, steht noch nicht fest. Ich hoffe, dass ich gesund bleibe und freue mich, dass die Saison noch einige Monate dauert.

<link btn>U23-EM 2019 Gävle

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