| Interview der Woche

Alina Reh: „Nimm dein Herz in die Hand und renn!“

Alina Reh (SSV Ulm 1846) hat bei der U23-EM die wohl stärkste Leistung ihrer bisherigen Karriere abgeliefert. Als Zweite über 5.000 Meter steigerte sie am Sonntag in Bydgoszcz (Polen) ihre Bestzeit mit 15:10,57 Minuten um knapp sechs Sekunden. Im Interview spricht die 20-Jährige über ihre Renntaktik, die entscheidende Situation im Kampf um Silber und ihren Weg zur WM nach London.
Martin Neumann

Alina Reh, herzlichen Glückwunsch zu Silber bei der U23-EM mit Bestleistung!

Alina Reh:
Dankeschön.

5.000 Meter von vorn laufen und dann eine Bestzeit aufstellen: Das passiert auch nicht alle Tage.

Alina Reh:
Ganz von vorn war es ja nicht. Yasemin Can lief ja noch vor mir, obwohl natürlich der Kontakt schnell abgerissen ist.

Yasemin Can hat eine Weltklasse-Bestzeit von 14:36 Minuten. Beschäftigt man sich in dieser Situation im Vorfeld eigentlich „nur“ mit der Silber-Chance?

Alina Reh:
Ich habe vor dem Finale gar nicht viel nach rechts und links geschaut. Mir war wichtig, mein Rennen durchzuziehen. Mit einer möglichen Medaillenchance habe ich mich nicht beschäftigt.

Wollten Sie mit einem Tempolauf die anderen Silber-Aspirantinnen abhängen?

Alina Reh:
Eigentlich nicht. Zur Rennhälfte bin ich extra auf Bahn zwei gegangen, damit eine andere Läuferin einmal das Tempo macht. Aber keine wollte. Da hieß die Devise: „Alina, jetzt nimm dein Herz in die Hand und renn!“

Wann wurde es richtig schwer?

Alina Reh:
Etwa auf den letzten zwei Kilometern. Dann wird so ein Rennen auch zur Kopfsache, weil die Schwedin sich nicht abschütteln ließ. Ich musste locker bleiben, meinen Schritt ziehen und im Oberkörper groß bleiben, damit ich genug Luft bekomme. Wir haben diese Situation im Training so oft geübt. Und die Umsetzung hat im Rennen super funktioniert.

Gab es einen entscheidenden Augenblick im Rennen beim Kampf um Silber?

Alina Reh:
Ja, 500 Meter vor dem Ziel. Viele setzen ja mit der Glocke zur letzten Runde ihren Spurt an. Ich wollte sie mit der früheren Attacke überraschen. Das Ziel war es, sie mit einigen schnellen Schritten abzuschütteln. Und das hat prima geklappt (lacht).

Auf den ganz kurzen Spurt auf der Zielgeraden wollten Sie es nicht ankommen lassen? Sarah Lahti hatte ja schon die 10.000 Meter in den Beinen.

Alina Reh:
Nein, dafür bin ich einfach nicht der Typ. Da suche ich lieber vorher die Entscheidung.

Sie hatten in dieser Saison mit muskulären Problemen zu kämpfen und mussten bei der 10.000-Meter-DM frühzeitig aussteigen. Ist alles wieder in Ordnung?

Alina Reh:
Ja, seit einigen Wochen läuft es wieder richtig rund. Ich wurde in Ulm von den Ärzten und Physiotherapeuten super unterstützt. Die tägliche Behandlung hat sich bezahlt gemacht.

Ihr Trainer Jürgen Austin-Kerl hat gesagt, dass Sie zuletzt richtig gut Tempoprogramme absolviert haben. War eine „Bestzeit-Form“ absehbar?

Alina Reh:
In jedem Fall wusste ich, dass ich was drauf habe. Die letzte Bestätigung hat mir mein Abschlussprogramm am Samstag gebracht. Ich absolviere immer einen 1.000-Meter-Lauf als Vorbelastung. Der war am Tag vor dem Rennen ganz ansehnlich.

Was heißt ansehnlich?

Alina Reh:
In diesem Fall 2:52 Minuten. Das ist für mich okay, weil es sich locker angefühlt hat und ich gut gerollt bin.

Nach der U23-EM ist vor der WM. Wie sehen Ihre nächsten Wochen auf dem Weg nach London aus?

Alina Reh:
Wir gehen jetzt in die Feinabstimmung und wollen die Intensitäten noch einmal etwas steigern. Direkt vor der WM geht’s noch ins Trainingslager nach Kienbaum. Ich freue mich auf den WM-Start. In London kann ich dann zum ersten Mal bei den „Großen“ hineinschnuppern.

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