| Frankfurt Marathon

Karl Junghannß: Top-Geher mit Marathon-Talent

Geher Karl Junghannß hat am Sonntag in Frankfurt seinen ersten Marathon bestritten und wurde bei seinem Debüt auf Anhieb bester Deutscher. In seiner Spezialdisziplin hat der 23-Jährige einen Start bei den Olympischen Spielen fest im Visier, in einigen Jahren kann er sich aber einen Wechsel auf die Marathondistanz vorstellen.
Wolfram Marx / svs

Es war eine lange Saison für Karl Junghannß (LAC Erfurt). Am 23. März bestritt der WM-Teilnehmer von 2017 in Dudince (Slowakei) den ersten Wettkampf des Jahres – über 50 Kilometer Gehen. Sieben Monate später, am 27. Oktober, beendete der 23-Jährige seine Saison auf ungewöhnliche Art und Weise. Der Geher stand beim Frankfurt Marathon am Start. Nicht nur die Disziplin war ungewohnt für ihn, sondern er sorgte auch für eine Überraschung: In 2:17:54 Stunden kam Karl Junghannß als erster Deutscher ins Ziel.

Ein Ergebnis, mit dem auch die Verantwortlichen nicht gerechnet hatten – in der Festhalle wurde Homiyu Tesfaye als bester Deutscher beim Zieleinlauf in Empfang genommen. Dass Karl Junghannß den Frankfurter 500 Meter vor dem Ziel überholt hatte, blieb unbemerkt. Bei der Halbmarathon-Marke hatte der Geher noch fast vier Minuten hinter dem Mittelstrecken-Spezialisten gelegen. Ein rundum gelungenes Debüt für den U23-Vize-Europameister von 2017, der damit gezeigt hat, dass er im Feld der deutschen Langstreckenläufer mehr als nur mithalten kann.

Vor seinem ersten Marathon hatte der Erfurter bereits erste Erfahrungen im Straßenlauf gesammelt: Beim Kassel Marathon 2018 gewann er den Halbmarathon mit neuem Streckenrekord in 1:05:28 Stunden. In Frankfurt folgte nun der erste Start über die 42,195 Kilometer.

Mutig angelaufen

„Mein Hauptziel war es, unter 2:20 Stunden zu laufen, daher habe ich versucht, mutig anzulaufen. Aber ich hatte keine Ahnung, was mich beim Laufen auf dieser langen Distanz erwartet“, erklärte Karl Junghannß seine Taktik nach dem Rennen. „Am Ende habe ich mich dann nicht mehr wirklich gut gefühlt. Bis Kilometer 37 ging es richtig gut, doch dann habe ich gemerkt, dass ich die lange Belastung im Laufen nicht gewohnt bin. Aber die Ausdauer, die ich im Langstrecken-Gehen gesammelt habe, hat mir geholfen.“

Die WM-Qualifikation über seine Spezialstrecke, die 50 Kilometer Gehen, hatte der 23-Jährige verpasst. Zwar erfüllte er bei seinem Saison-Debüt in Dudince mit 3:55:01 Stunden die WM-Norm, doch beim Qualifikationswettkampf, dem Europacup in Alytus (Litauen) Ende Mai, hatte er mit Magenproblemen zu kämpfen und konnte nicht mehr in den Kampf um die Tickets eingreifen. Die Bestzeit des Erfurters, aufgestellt bei den Weltmeisterschaften in London (Großbritannien) 2017, wo er den 13. Platz belegt hatte, steht bei 3:47:01 Stunden. 2017 wurde er zudem Vize-Europameister in der U23 über 20 Kilometer.

Zukunft im Marathon möglich

Mittelfristig sieht Karl Junghannß seine Zukunft weiterhin im Gehen, im nächsten Jahr sind die Olympischen Spiele in Tokio (Japan) das große Ziel. Der erste Versuch der Normerfüllung klappte nicht, Anfang Oktober musste er einen Wettkampf im niederländischen Tilburg nach 33 Kilometern abbrechen, erneut wegen Magenproblemen. Die nächsten Qualifikationsmöglichkeiten warten im Frühjahr 2020 auf ihn. „Im Dezember beginnt die Vorbereitung, im Frühjahr geht es dann um die Norm“, blickt der 23-Jährige voraus.

Die Cross-Saison ist für den EM-Teilnehmer von 2018 in diesem Winter kein Thema. 2017 startete er beim Darmstadt Cross und qualifizierte sich in der Altersklasse U23 für die Europameisterschaft in Samorin in der Slowakei. Dort erreichte er Platz 38, mit der Mannschaft wurde er Siebter. „Damals hatte ich gute Chancen, mich für die U23 zu qualifizieren, was ja auch geklappt hat. Dieses Jahr passt es mit der Trainingsplanung nach dem Marathon nicht in die Saison 2020“, erläutert Karl Junghannß seine Pläne.

Im Herbst 2020 kann er sich einen zweiten Marathon-Start vorstellen, „das ist vom Verlauf der Saison und der Form nach Tokio, wenn es denn klappt, abhängig“, erklärt der Geher. In den kommenden Jahren bleibt das Gehen seine Disziplin. Aber: „Ich kann mir vorstellen, dass ich in fünf bis sechs Jahren auf den Marathon umsteige.“

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