| ISTAF Indoor

6,99 Meter – Malaika Mihambo begeistert mit Super-Serie

Malaika Mihambo hat am Freitag mit drei Sprüngen über 6,90 Meter das Publikum beim Berliner ISTAF Indoor zum Toben gebracht. Über die Hürden stürmten Dutkiewicz und Roleder zu einem rasanten deutschen Doppelsieg. Gänsehaut-Stimmung gab's beim Willkommens-Gruß für Neu-Berlinerin Gina Lückenkemper. Nadine Müller verblüffte mit einem Diskuswurf an die 64-Meter-Marke.
Silke Bernhart

Zwei verunglückte erste Versuche ohne Chance auf die Runde der besten Acht – für Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) längst kein schlechtes Omen mehr, seitdem sie anschließend bei den Europameisterschaften in Berlin den Siegsprung auf 6,75 Meter gesetzt hatte. Daher blieb sie auch beim ISTAF Indoor cool: Erst zweimal X – und dann explodierte sie. Im dritten Versuch landete die Europameisterin bei 6,94 Metern und steigerte ihre Hallen-Bestmarke um 22 Zentimeter. Dann machte sie einfach dort weiter: 6,99 Meter im vierten Versuch. Und 6,98 Meter im sechsten (<link video:19584>alle Sprünge im Video).

Nur zwei Deutsche waren in der Halle jemals besser. In der Mercedes-Benz-Arena konnte am Freitag niemand mithalten. Auch nicht die Weltmeisterin und Olympia-Dritte Ivana Spanovic (Serbien), die sich jedoch mit 6,65 Metern und Platz drei achtbar aus einer längeren Verletzungspause zurückmeldete. Zweite wurde die Ukrainerin Maryna Bekh-Romanchuk (6,72 m). Sosthene Taroum Moguenara (TV Wattenscheid 01; 6,18 m) kämpfte mit der Konstanz im Anlauf.

DLV-Duo dominiert über die Hürden

Auch Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) und Cindy Roleder (SV Halle) machten beim ISTAF Indoor genau dort weiter, wo sie im August im Berliner Olympiastadion aufgehört hatten: Über die Hürden rannten sie allen auf und davon – und dieses Mal hatte auch Europameisterin Elvira Herman (Weißrussland; 7,97 sec) das Nachsehen.

Dutkiewicz stürmte nach 7,89 Sekunden über die Ziellinie und setzte sich damit an die Spitze der Welt. Nur zwei Hundertstel dahinter wurde Roleder Zweite. Als Fünfte kratzte Siebenkämpferin Louisa Grauvogel aus Leverkusen in 8,12 Sekunden ein weiteres Mal an der Norm für die Hallen-EM.

"Ich bin wahnsinnig erleichtert", gestand Pamela Dutkiewicz anschließend, "beim Vorlauf war ich etwas zu nervös und habe gedacht, dass ich jetzt im Finale einfach cool bleiben muss. Ich wusste, dass es richtig schnell wird, weil rechts und links neben mir Granaten standen." Auch Cindy Roleder zeigte sich zufrieden: “Ich hatte mit einer Zeit unter acht Sekunden geliebäugelt, dass es heute schon so schnell wird, hätte ich nicht gedacht. Ich habe mich heute in guter Form präsentiert und auch einen guten Start gehabt.“

Gina Lückenkemper begeistert das Heimpublikum

Die erste Phase des Finals über 60 Meter Hürden der Männer gehörte Gregor Traber. Mit sieben kraftvollen Schritten war er an der ersten Hürde und in Front, nur der Europameister konnte aufschließen und vorbeiziehen: Pascal Martinot-Lagarde (Frankreich) hatte in 7,62 Sekunden schließlich knapp die Nase vorn vor dem EM-Fünften von der LAV Stadtwerke Tübingen, der seine Saison-Bestmarke auf 7,65 Sekunden schraubte. „Das ISTAF Indoor ist einfach ein wahres Feuerwerk“, befand Traber.

Das größte Hallen-Meeting der Welt ist das bisher einzige im Terminkalender der Hallensaison von Gina Lückenkemper. Doch ihre ersten Auftritte im Trikot vom SCC Berlin machten zumindest den Zuschauern Lust auf mehr – schon bei der Vorstellung fühlte sich die vielumjubelte Vize-Europameisterin "wie ein Rockstar". Im Vorlauf rannte Lückenkemper mit einer schlechten Startphase noch zu 7,26 Sekunden, im Finale wurde sie in 7,30 Sekunden Dritte.

"Da das ISTAF Indoor heute mein erstes Meeting seit vergangenen September war, kann man eigentlich mit den 7,26 Sekunden aus dem Vorlauf zufrieden sein", sagte die 22-Jährige, "aber ich bin es nicht, weil ich weiß, dass ich schneller rennen kann." Den Sieg holte sich in Bestzeit von 7,19 Sekunden die Britin Kristal Awuah. Auf Platz sechs in 7,46 Sekunden kam Sina Mayer (LAZ Zweibrücken), auch sie war im Vorlauf (7,39 sec) schneller unterwegs.

Kevin Kranz bestätigte gute Form

Im Männer-Rennen machte der Deutsche Meister Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) in einem starken internationalen Feld eine gute Figur. Im Vorlauf steigerte er seinen Hausrekord auf 6,60 Sekunden, im Finale bestätigte er seine Form in 6,61 Sekunden. Das war gut für Platz vier in einem Finale mit Fotofinish, in dem sich Reece Prescod (Großbritannien) ebenfalls in Bestleistung von 6,53 Sekunden hauchdünn gegen den zeitgleichen Arthur Cissé (Elfenbeinküste) durchsetzte.

Ein weiteres Mal schnell unterwegs war Joshua Hartmann (ASV Köln) mit 6,67 Sekunden im Vorlauf und 6,69 Sekunden im Finale. Er war damit der zweitschnellste Deutsche, nachdem unter anderem die zuletzt als „EM-Pechvögel“ bezeichneten Julian Reus (LAC Erfurt; 6,81 sec) und Lucas Jakubczyk (SCC Berlin; 6,95 sec) den Einzug ins Finale verpasst hatten. „Ich habe noch nicht das Top-Level der vergangenen Jahre, natürlich aufgrund der Schulter-Operation", erklärte Julian Reus. "Die Hallen-EM ist kein Thema für mich."

Sam Kendricks versucht sich an 6,01 Meter

Im Stabhochsprung explodierte das Feuerwerk, als Sam Kendricks nach 5,86 Metern die Latte überquerte. Der Weltmeister aus den USA schob sich damit in der Weltjahresbestenliste am Spitzenreiter aus Polen Piotr Lisek vorbei. Dieser konnte in Berlin nicht mehr kontern, und so durfte Kendricks anschließend die nächste Höhe selbst bestimmen: 6,01 Meter. Die Versuchen waren vielversprechend – aber ungültig.

Der einstige Hallen-Vize-Weltmeister Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) tastete sich ein weiteres Stückchen vor in Richtung altbekannter Höhen. Die Versuche über 5,66 Meter und damit die Hallen-EM-Norm waren nicht aussichtslos, es blieb dieses Mal aber bei 5,56 Metern, es war sein bestes Resultat seit fast zwei Jahren. Ebenso hoch hinaus kam der Deutsche Meister aus Leverkusen Bo Kanda Lita Baehre.

Nadine Müller macht für die Frauen den Diskus-Sieg klar

Mit einem Diskus-Duell "Männer gegen Frauen" endete das ISTAF Indoor. Vier Frauen, vier Männer, vier Runden mit jeweils vier Duellen – und nach jedem wurden Punkte an den Sieger oder die Siegerin verteilt. Es war ein bisher einzigartiger und durchaus spannender Wettkampf, in dem die Führung regelmäßig wechselte, die ein oder anderen Stichleien ausgetauscht wurden und die Athleten auch in ungewohnter Umgebung Weltklasse-Leistungen abriefen.

Allen voran Nadine Müller (SV Halle): Die Vize-Europameisterin schleuderte die Ein-Kilo-Scheibe in Runde drei auf 63,98 Meter und damit ohne die im Freien oft so hilfreiche Thermik sogar weiter als bei dem Gewinn ihrer EM-Silbermedaille. Damit sammelte sie die entscheidenden Extra-Punkte für das Frauen-Team, denn das war Meeting-Rekord – und inoffizieller Weltrekord. Den weitesten Wurf der Männer feuerte der Österreicher Lukas Weißhaidinger (63,06 m) ab, Martin Wierig (SC Magdeburg; 62,55 m) und Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 62,19 m) übertrafen die 62-Meter-Marke.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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