| Europacup 10.000 Meter

27:52,25 Minuten: Amanal Petros stürmt mit Bestzeit auf Platz zwei

Das Stadion am Parliament Hill in London bleibt ein gutes Pflaster für die deutschen Läufer. Ein Jahr nach dem Sieg von Richard Ringer beim 10.000-Meter-Europacup stieß Amanal Petros als Zweiter mit 27:52,25 Minuten in neue Dimensionen vor. Seine Bestzeit steigerte der Wattenscheider dabei um fast 40 Sekunden.
Martin Neumann

Die Zuschauer stehen in mehreren Reihen bis auf Bahn vier, Zelte werden Durchlaufen und ein riesiger Gong wird eingangs der letzten Runde geschlagen statt die obligatorische Glocke geläutet: Bei der „Nacht der 10.000-Meter-Bestzeiten“ der Highgate Harriers im Stadion am Parliament Hill in London wird die längste Bahndistanz ganz besonders in Szene gesetzt. Kein Wunder also, dass die Veranstaltung nach 2018 beim Sieg von Richard Ringer (LC Rehlingen) am Samstag erneut gleichzeitig Ausrichter des 10.000-Meter-Europacups war.

Im A-Finale der Männer zum Abschluss der Veranstaltung mit neun 10.000-Meter-Rennen mussten sich die Läufer allerdings gegen den einsetzenden Regen stemmen. Dadurch wurde im Mittelteil das Ziel der ambitionierten WM-Norm von 27:40,00 Minuten aus den Augen verloren. Das allerdings spielte Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) in die Karten. Der 23-Jährige lief bis zum Schluss mutig in der Spitzengruppe mit und belohnte sich als Zweiter mit einer starken neuen Bestzeit von 27:52,25 Minuten. Seinen alten Hausrekord steigerte der Bielefelder gleich um mehr als eine halbe Minute.

„Amanal ist über sich hinausgewachsen. Das zeigt die schnelle zweite Streckenhälfte von 13:45 Minuten. Nach dem nicht so guten 10.000-Meter-Rennen in Stockholm konnte man das nicht erwarten“, fand Thomas Dreißigacker, Leitender Bundestrainer Lauf, lobende Worte für den 23-Jährigen. Um die Zeiten einzuordnen: Die zweite Streckenhälfte lief Amanal Petros nur etwa elf Sekunden langsamer als bei seiner 5.000-Meter-Bestzeit. Das zeigt, welches Potenzial auch auf dieser Strecke noch in ihm schlummert. „Es war ein tolles Rennen mit einer großartigen Unterstützung von außen. Gleich morgen geht es für mich ins Trainingslager nach St. Moritz“, sagte der neue Westfalen-Rekordler. Die alte Bestmarke von Ex-Europameister Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) aus dem Jahr 2008 steigerte der Europacup-Zweite um zehn Sekunden.

Nur Yemaneberhan Crippa schneller als Amanal Petros

Auf der finalen Runde zog Amanal Petros sogar an Mitfavorit Yemaneberhan Crippa vorbei. Doch der Italiener hatte auf der Zielgeraden den besseren Spurt und setzte sich in 27:49,79 Minuten knapp vor dem U23-EM-Zweiten durch. Rang drei ging an Ben Connor (Großbritannien; 27:57,60 min). Mit seiner neuen Bestzeit schob sich Amanal Petros auf Platz 13 der ewigen deutschen Bestenliste.

Über eine neue Bestzeit jubelte auch Sebastian Hendel (LG Vogtland). Der 23-Jährige steigerte sich als Elfter um knapp 16 Sekunden auf 28:27,11 Minuten. Obwohl er einige Runden allein laufen musste, behielt er die Gruppe vor sich immer im Blick und konnte im letzten Renndrittel noch einige Läufer überholen. „Sebastian musste viel Arbeit investieren und wurde dafür belohnt“, sagte Thomas Dreißigacker zum Abschneiden des zweitbesten deutschen Läufers. Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) lief mit 28:53,53 Minuten auf Platz 25. „Er ist sehr schnell angegangen und musste hinten heraus kämpfen. Das hat er aber sehr gut gemacht“, so Thomas Dreißigacker.

Philipp Pflieger und Samuel Fitwi überzeugen im B-Lauf

Im B-Lauf über 10.000 Meter waren Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) und der Regensburger Marathon-Spezialist Philipp Pflieger mit von der Partie. Auch dort entwickelte sich durch das Tempodiktat von Robel Fshia ein flottes Rennen. Der Schwede war schon nach zwei Runden den Tempomachern enteilt und drückte aufs Gas. Doch bei Rennhälfte (ca. 14:15 min) wurde der Schwede von der Verfolgergruppe eingeholt, darunter war Samuel Fitwi. Da aber keiner längere Zeit fürs Tempo sorgen wollte, konnten weitere Verfolger aufschließen, auch Philipp Pflieger.

Auf den letzten beiden Kilometern hatte Yitayew Abuhay (Israel) die meisten Reserven und setzte sich in 28:44,74 Minuten knapp vor dem Italiener Italo Quazzola (28:44,97 min) durch. Eine pfeilschnelle letzte Runde legte auch Philipp Pflieger hin und sicherte sich in 28:54,77 Minuten Rang fünf vor Samuel Fitwi, der in 28:55,24 Minuten Rang sechs belegte. Beide verpassten ihre Bestzeiten nur um 14 (Pflieger) bzw. drei Sekunden (Fitwi). „Die Pace wurde nach dem Ausscheiden des Tempomachers leider etwas verschleppt. Sonst wären für beide noch bessere Zeiten möglich gewesen“, sagte Thomas Dreißigacker.

Beide hatten allerdings ihren Anteil daran, dass das deutsche Männer-Team in der Mannschaftswertung auf Rang drei landete. „Sie haben das Ergebnis abgesichert. Ich habe auf den dritten Platz spekuliert und es hat wunderbar geklappt“, freute sich der Bundestrainer. Die Teamwertung mit den besten drei Läufern pro Nation entschied Italien mit 1:24:25,02 Stunden vor Großbritannien (1:24:55,33 h) und Deutschland (1:25:12,89 min) für sich. Die Spanier lagen 3,2 Sekunden hinter dem DLV-Trio.

Steph Twell vorn, Lonah Salpeter gewinnt Europacup

Die Frauen-Rennen gingen nach der verletzungsbedingten Absage von Anna Gehring (ASV Köln) ohne deutsche Beteiligung über die Bühne. Im A-Finale lag Lonah Salpeter (Israel) 9.500 Meter lang in Führung. Doch im langen Spurt musste sich die 10.000-Meter-Europameisterin geschlagen geben. Steph Twell (Großbritannien) mobilisierte, angefeuert von den britischen Fans, alle Kräfte und lief in starker neuer persönlicher und europäischer Jahresbestzeit in 31:08,13 Minuten zum Sieg.

Lona Salpeter durfte sich als Zweite mit einem neuen Landesrekord für Israel (31:15,78 min) und dem Sieg in der Europacup-Wertung trösten. Denn Steph Twell zählte nicht zum offiziellen britischen Team. Somit verteidigte Lona Salpeter ihren Titel erfolgreich. Rang drei sicherte sich – ebenfalls mit deutlicher Bestzeit – Eilish McColgan (Großbritannien; 31:16,76 min).

Die kompletten Ergebnisse lesen Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik ...

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