| Goldenes Oval

Robert Farken, Elena Kelety und Simon Wulff in Dresden in Bestform

© Jan Papenfuß
Eine schönere Stadion-Eröffnung hätte sich Dresden nicht wünschen können. Bei bestem Sommerwetter und vollen Rängen war das Meeting "Goldenes Oval" zur Einweihung ein voller Erfolg. Ein Feuerwerk wurde nicht nur zum Abschluss abgefeuert, sondern auch von Beginn an auf der Bahn.
Jane Sichting

Der erste Startschuss des Abends im neuen Heinz-Steyer-Stadion fiel am Freitag beim "Goldenen Oval" in Dresden für neun Athletinnen über 400 Meter Hürden. Und wie zu erwarten gestaltete sich dieses zu einem Dreikampf zwischen der Aufsteigerin des Jahres Elena Kelety (Königsteiner LV), der Deutschen Meisterin Eileen Demes (TV 1881 Neu-Isenburg) und der siebenmaligen belgischen Meisterin Hanne Claes.

In persönlicher Bestleistung (54,86 sec) stürmte Elena Kelety als Erste ins Ziel, gefolgt von Claes und EM-Teilnehmerin Demes (55,27 sec). „Ich hatte super viel Spaß und habe mich über die Möglichkeit gefreut, hier laufen zu können. Schon im Vorhinein hatte ich mich gefreut, in diesem Stadion als Erste laufen zu dürfen, denn das kann mir keiner mehr nehmen. Und jetzt auch noch sagen zu können, dass ich den ersten Sieg geholt habe, ist natürlich auch eine Ehre für mich. Die Atmosphäre war super“, sagt Elena Kelety.

Mit ihrer Zeit hat sie zugleich wieder die Führung in der in der deutschen Bestenlisten übernommen, die ihr kurz zuvor die Olympia-Teilnehmerin mit der 4x400-Meter-Staffel Eileen Demes abgenommen hatte. Zur spannenden Konkurrenzsituation im deutschen Lager sagt Demes: „Das hat ein bisschen Aufforderungscharakter. Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir kennen uns schon lange und ich freue mich für sie.“

Karl Bebendorf verabschiedet sich mit Heimsieg in Saisonpause

Den wohl lautesten Geräuschpegel erreichte der Leichtathletikabend beim Lauf über 3.000 Meter Hindernis der Männer mit Lokalmatador Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898). Zunächst auf Rang vier einsortiert, schob er sich auf den letzten 600 Metern erst auf Platz zwei vor und schließlich ganz an die Spitze des Feldes. Mit nach oben gestreckten Armen jubelte er nach 8:21,94 Minuten über den Sieg und einen neuen Meetingrekord in seinem neuen „Wohnzimmer“. Dahinter folgten Will Bettershill (Großbritannien und Nordirland) und Michael Curti (Schweiz).

„Jetzt ist eine große Blase der Aufregung geplatzt, jetzt kann ich mit euch feiern“, freute er sich am Stadionmikrofon. Und sagte anschließend im Interview: „Das Rennen war verdammt hart für mich. Ich hatte ein bisschen Rückenwind von dem guten Rennen in Polen mitgenommen und habe versucht, damit ein bisschen Lockerheit rein zu bekommen. Das hat mich dann nach der dritten Runde ziemlich getroffen weil ich gemerkt habe, dass die Jungs hier wirklich ernst machen und das kein Spaziergang wird. Um so härter war es dann im Rennen. Hinten raus musste ich all in gehen.“

Simon Wulff beim Abschied schnell wie nie

Ein gelungenen Abschied von der Leichtathletik feierte Simon Wulff (TSV Bayer 04 Leverkusen). Bevor er künftig  als Bob-Anschieber von Olympiasieger Francesco Friedrich statt auf der Tartanbahn im Eiskanal unterwegs sein wird, zog er noch einmal die Sprintspikes an und lief in seiner Heimat die 100 Meter. Und dies beeindruckend: Bereits mit der schnellsten Vorlaufzeit (10,15 sec) ins Finale gestürmt, musste er sich dort nur Kandas Staffel-Olympiasieger Jerome Blake geschlagen geben. Und das in 10,06 Sekunden! Blake stellte als Sieger in 10,01 Sekunden einen neuen Meetingrekord auf.

„Ich war mindestens zehn Jahre beim DSC, da war klar, dass hier der beste Ort ist, um einen würdigen Abschluss in der Leichtathletik zu finden. Zuletzt habe ich für das Bobtraining viele Antritte und viel Beschleunigung trainiert – das hat man heute auch gesehen. Auf den ersten 60 Metern habe ich definitiv nicht verloren, das kam dann erst hinten raus. Dass es so schnell geht, ist für mich aber unbegreiflich. Das ist überragend, dazu in diesem Stadion bei mir zu Hause. Es hätte nicht schöner sein können“, sagte Wullf zufrieden. 

Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 10,34 sec) und Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV; 10,36 sec) kamen auf Rang sieben und neun. Den Sprung ins Finale klar verpasst hatte bei seinem Abschiedsrennen Roy Schmidt (SC DhfK Leipzig), der seine Karriere mit einer Zeit von 10,63 Sekunden beendete.  

Farken und Skupin-Alfa unter 1:46 Minuten

Die schnellsten Beine bei den Frauen hatten die Bronzemedaillen-Gewinnerinnen in der 4x100 Meter Staffel Lisa Mayer (11,31 sec) und Rebekka Haase (11,44 sec; beide Sprintteam Wetzlar). Während die gebürtige Sächsin Rebekka Haase davon schwärmte, wie sehr sich das Stadion, in dem sie schon in ihrer Jugend gelaufen war, verändert hat, war es für Lisa Meyer der erste Start in Dresden.

Und sicherlich nicht der letzte: „Das war ein cooles Meeting, und mir war im Vorfeld gar nicht bewusst, was das hier heute ist. Es war eine unglaublich schöne Atmosphäre, und da hat das Rennen gleich doppelt so viel Spaß gemacht. Mit dem Sieg bin ich sehr zufrieden, das war irgendwie das Ziel – auch wenn ich gern einen Ticken schneller gelaufen wäre. Aber vielleicht kann ich am Sonntag beim ISTAF in Berlin noch mal die PB angreifen.“

Dass seine Körner auch zum Ende einer langen Saison noch nicht aufgebraucht sind, bewies der beste deutsche 1.500-Meter-Läufer Robert Farken (SC DHfK Leipzig) über 800 Meter. Wenngleich es knapp nicht für den Sieg reichte, lief der Olympia-Halbfinalist auf der Unterdistanz zu einer neuen persönlichen Bestleistung (1:45,60 min). Sieger des Laufs in Gedenken an Rudolf Harbig wurde Jonah Koech (USA; 1:45,44min). Ebenfalls zu einer PB lief Malik Skulpin-Alfa (LG Offenburg; 1:45,81 min) als Vierter.

Dreifach-Erfolg für deutsche Diskuswerferinnen 

Einen Wettkampf, der Erinnerungen an das Olympia-Finale weckte, lieferte sich die Diskuswerferinnen. Am weitesten hinaus flog am Freitagabend die Scheibe der Olympia-Vierten Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen). Mit 63,63 Metern setzte sie sich vor der Olympia-Finalistin Kristin Pudenz (SC Potsdam; 61,06 m) und der Olympia-Sechsten Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 58,91 m) durch.

„Hier heute zu werfen, war sehr gut. Ich hatte nicht allzu viel erwartet, weil ich nach Paris ein bisschen erhaltend trainiert habe. Umso besser lief es. Die Stimmung war super und auch das Stadion ist es, das hat eine tolle Architektur. Mein großes Vorhaben ist es, hier nächstes Jahr den Titel bei den Deutschen Meisterschaften zu holen. Diesen Traum konnte ich mir dieses Jahr noch nicht erfüllen, daher gerne  nächstes Jahr in Dresden“, zog Steinacker zufrieden ihr Fazit.

Meetingrekord über 5.000 Meter der Frauen

Ohne deutsche Beteiligung, dafür mit einem neuen Stadionrekord und der ersten Zeit unter 15 Minuten in Dresden, fanden die 5.000 Meter der Frauen statt. Angefeuert vom Publikum, verewigte sich die Äthiopierin Birtukan Molla in 14:59,10 Minuten in den Rekordlisten. Bei den Männern ging der Sieg an den US-Amerikaner Woody Kincaid (13:15,84 min). Knapp am Treppchen vorbei lief Mohamed Abdilaahi (LG Olympia Dortmund), der in 13:22,00 Minuten Vierter wurde, Sam Parsons (SCC Berlin; 13:27,60 min) kam als Sechster ins Ziel.

Über die Stadionrunde ging der Sieg an den zweifachen WM-Silbermedaillengewinner mit der 4x400-Meter-Staffel Candice McLeod (45,77 sec). Bester Deutscher war Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz), der zum Ende des letzten Jahres seinen Trainingsstandort nach Dresden verlagert hat und somit ein Heimspiel hatte. Schnellste 400-Meter-Läuferin war Anny Caroline de Bassi (Brasilien; 52,51 sec) vor der EM-Teilnehmerin und Deutschen Vize-Meisterin Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 52,64 sec) und Annkathrin Hoven (TSV Bayer 04 Leverkusen; 52,92 sec).

Leichtathletik-Fest mit Rückblicken und Zukunftsvisionen

Ein Comeback nach dreimonatiger Verletzungpause feierte in Dresden die Deutsche Hallenmeisterin im Dreisprung Jessie Maduka (Cologne Athletics). 13,26 Meter bedeuteten zugleich den Sieg. Den weitesten Satz in die Grube landete Razvan Cristian Grecu aus Südafrika, der mit 15,96 Metern vor dem Lokalmatador Pascal Boden (Dresdner SC 1898) gewann. Für den U23-Athleten war dies Saisonbestleistung. 

Das Meeting war der sportliche Höhepunkt einer viertägigen Eröffnungsfeier des zur Multifunktionsarena umgebauten Heinz-Steyer-Stadions. Unter den Gästen waren auch zahlreiche Persönlichkeiten, die hier einst selbst auf der Bahn die Protagonisten waren – unter anderem die zweimalige Weitsprung-OIympiasiegerin Heike Drechsler, die Sprint-Ikonen Renate Stecher und Marlies Göhr sowie die Olympiasieger im Kugelstoßen und Diskuswurf Ulf Timmermann und Evelin Jahl. Zudem mischten sich auch viele Top-Athlet:innen der jüngeren Vergangenheit wie Ex-Kugelstoßerin Christina Schwanitz unter das Publikum, auch Speerwerfer Johannes Vetter (LG Offenburg) war einige Wochen nach seiner Ellbogen-Operation in seiner alten Heimat Ehrengast.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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